Ich erinnere mich noch gut an eine Begebenheit am Frühstückstisch, als mein Sohn neun Jahre alt war. Er versuchte damals, sich für einen Brotaufstrich zu entscheiden – aus einer Fülle an Wahlmöglichkeiten: Erdbeere, Marille, Haselnuss oder Honig? „Ene, mene, muh und dran bist du!“ – das war sein Weg aus der Qual der Wahl.
Qual der Wahl
Ich bezweifle, dass mein Sohn diese Fülle als Reichtum erlebt hat. Denn ich weiß, wie es mir selbst mit der großen Auswahl geht. Wahlmöglichkeiten geben mir einerseits das Gefühl der Freiheit, oft aber auch das Gegenteil. Denn entscheiden bedeutet: Ich sage nur zu einer Sache „Ja“ und zu allen anderen Optionen „Nein“. Das ist die Kehrseite der Fülle, die in mir ein Unbehagen erzeugt.
Die Fülle kostet mich auch Energie und Zeit. Denn ich muss Alternativen beurteilen, abwägen und entscheiden. Mein Gehirn ist ständig gefordert, oftmals überfordert. Das bedeutet Stress.
Bewusst entscheiden
Wir leben in einer Welt der großen Auswahl. Doch ich kann entscheiden, wie ich mit der Fülle umgehe. Ich kann mir bewusst machen, wo sie mich bereichert und wo sie mich belastet. Wenn ich weiß, was für mich wichtig ist, kann ich mich auf das Wesentliche fokussieren. Das wiederum erlebe ich persönlich als sehr entlastend.
Um dies zu erreichen, ist es notwendig, die eigenen Bedürfnisse und Werte genau zu kennen, diese immer wieder auf den Prüfstand zu stellen, und wenn nötig anzupassen. Denn sie geben Orientierung, Halt und Klarheit, und dies wiederum lässt mich schneller und besser entscheiden. Deshalb ist es mir bei der Arbeit mit meinen Kunden so wichtig, dass sie ihre Werte kennenlernen, um die Fülle nicht mehr als Belastung, sondern als ein Geschenk zu erleben.
Versuchen Sie es, es wird Ihnen gut TUN.
Ihr Andreas Juen